|
Forschungspreis der Deutschen Steinkohle 2004 Pressemitteilung Interview Bilder Artikel "Folio" Artikel "Durchblick"
MINEO – Umweltmonitoring bei
DSK
beschreibt neue Wege Verantwortungsvoller
Umgang mit der Umwelt Das
Kürzel des Projekts - MINEO - steht für „Umweltüberwachung in
Bergbaugebieten mit neuen Fernerkundungsmethoden“. Umweltmonitoring hat seit
Anfang der 90er Jahre eine immer größer werdende Bedeutung für die DSK
bekommen, insbesondere im Rahmen von Genehmigungsverfahren und den damit
verbundenen Umweltverträglichkeitsprüfungen. Ein verantwortungsvoller Umgang
mit der Umwelt steht im Mittelpunkt. So schafft DSK schon im Vorfeld der
bergbaulichen Tätigkeit Voraussetzungen, die ein nachhaltiges Miteinander von
Produktion und Natur gewährleisten. Um
die sich hieraus ergebenden Aufgaben im täglichen Geschäft zu meistern, wurde
von Beginn an modernste Technik in Form von Geoinformationssystemen und
Fernerkundung eingesetzt. MINEO stellt hierbei einen wichtigen Baustein dar. Im
Rahmen des Umweltmonitorings werden für Abbau- und Planungsgebiete mit Flächenausdehnungen
von zum Teil über 100 Quatratkilometern verschiedenste Schutzgüter (zum
Beispiel Tiere, Pflanzen, Gewässer) hinsichtlich der bergbaulichen
Beeinflussung untersucht. Grundlage hierfür sind regelmäßige und flächendeckende
Bestandserfassungen der einzelnen Schutzgüter, die in der Regel terrestrisch,
also „zu Fuß“, mit großem Aufwand durchgeführt werden. Ziel
von MINEO war es, durch den Einsatz von Fernerkundung - für das Schutzgut
Vegetation - eine kostengünstige und zeitnahe Erfassungs- und Analysemethode zu
entwickeln. Zunächst
erfolgt die Befliegung des entsprechenden Gebietes mit einer hochsensiblen
Kamera, dem so genannten hyperspekralen HyMap-Sensor. Dieser Sensor liefert
digitale Bilder der Erdoberfläche mit einer räumlichen Auflösung von fünf
Metern. Dies erscheint im Vergleich mit modernen Satelliten, die bereits eine
Auflösung kleiner einem Meter liefern, nicht sehr fein. Der entscheidende
Vorteil von HyMap ist jedoch, dass dieser Sensor für jeden Bildpunkt 126
verschiedene Eingespeist
in das Geo- Unter
Tage und im All Eine interessante Verbindung zu dem
Siegerprojekt, das sich mit der Auswertung von Raumfahrttechnologie und Bergbau – auch hier
gibt es eine Verbindung. Seit 1999 ist DSK aktiv an unterschiedlichen
ESA-Aktivitäten beteiligt, die sich mit evt. Spin-offs und anderen Möglichkeiten
des Einsatzes von neuen Schlüsseltechnologien für den Bergbau auseinander
setzten. Im Rahmen eines ESA-Workshops „From space to mine“ soll so z. B.
ein auf Basis der Raumfahrttechnologie entwickeltes optisches System zur
kontinuierlichen Seilprüfung auf einem Bergwerk zum Einsatz kommen. Vorgesehen
ist dieser Einsatz für das Frühjahr 2005. Forschung bei DSK – wir gehen neue
Wege für die Energieversorgungssicherheit. Interview während
der Preisverleihung am 16.11.2004 im Octogon Zeche
Zollverein, Essen mit der Pro7-Moderatorin
Christiane
Gerboth: Chr. Gerboth: Herr Vosen
zuerst einmal die Frage: Haben Sie damit gerechnet, dass Sie mit Ihrem Projekt
MINEO das Rennen machen? Ganz ehrlich? Ein bisschen schon;-) Aber nicht,
weil ich glaube, dass das Projekt besser ist als die anderen heute vorgestellten
Projekte, sondern weil das Thema in der letzten Zeit in einigen Vorträgen und
Publikationen – auch vom DSK-Vorstand – immer wieder als positives Beispiel
für die Innovationsfreudigkeit und den High-Tech-Einsatz im Bergbau angeführt
wurde. Eine Beobachtung, die wahrscheinlich nur
regionsfremde Städter wie ich machen können. Ich habe bei meinen Besuchen hier
gestaunt, welche fast schon emotionale Anbindung auch junge Menschen zum
Steinkohlenbergbau haben. Ist das bei Ihnen - einem pragmatischen Forscher ähnlich.
P. Vosen: Ja, das gilt auch für
mich. Zum einen liegt der Bergbau in der Familie - mein Vater ist Markscheider.
Zum anderen bietet der Bergbau für einen Ingenieur nach wie vor außergewöhnliche
Aufgaben mit dem Bedarf an entsprechend hochwertigen Lösungen. Darüber hinaus fasziniert
mich persönlich die Möglichkeit, strategisch und langfristig an Projekten zu
arbeiten – und wir planen immerhin noch bis weit in das nächste Jahrzehnt. Chr. Gerboth: Wie sind Sie zur DSK gekommen? P. Vosen: Mein „Leben bei der
DSK“ begann Ende der 80er Jahre als Mitarbeiter eines Forschungsprojektes im
Bereich GIS/Geoinformation - damals
in Zusammenarbeit mit der RWTH Aachen, wo ich Markscheidewesen studiert habe.
Seitdem bin ich im Bereich Geoinformation und Fernerkundung tätig. Mit diesem
Preis schließt sich für mich also auch persönlich ein Kreis. Chr. Gerboth: Bevor
wir in die Details Ihres Projekts einsteigen, zunächst noch ein kurzer Satz aus
der Begründung der Jury: das Projekt wurde zügig und erfolgreich durchgeführt,
das klingt so spielend leicht. War es das ?? oder hat ein Projektleiter auch
schon mal schlaflose Nächte gehabt bzw. gar eine kleine Projektdepression? P. Vosen: Naja, auf jeden Fall war
es eine angenehme Aufgabe. Als Projektleiter kann man so ein Projekt nur zum
Erfolg führen, wenn das Team dahinter entsprechend kompetent und motiviert ist.
Das gilt sowohl für die eigenen Mitarbeiter als auch für das Team der TU
Clausthal mit Prof. Busch, Dr. Fischer und Hr. Brunn, das einen großen Teil der
Arbeit geleistet hat. Andererseits müssen natürlich
auch von oben entsprechende Freiräume eingeräumt werden. Nichtsdestotrotz gab es
natürlich eine Reihe von nicht oder nicht in der Heftigkeit erwarteten Probleme
- insbesondere bei der Vorverarbeitung der Rohdaten, die nötig war, um überhaupt
verlässliche Erfreulich ist auch, dass
sowohl das gesamte Projekt bei der EU auf große Zustimmung gestoßen ist als
auch gerade der Part der DSK - einziger Industrievertreter unter all den
Geologischen Landesämtern - immer wieder lobend erwähnt wurde. Auch die
Zusammenarbeit mit den europäischen Partnern war sehr konstruktiv und
unkompliziert. Und Dienstreisen von Finnland bis Portugal sind für
DSK-Mitarbeiter ja auch nicht alltäglich, insofern hat für mich persönlich
MINEO sehr viel mehr positive als negative oder gar depressive Aspekte. Chr. Gerboth: Herr Vosen,
Sie gewinnen ja nicht nur Forschungspreise, sondern sind im wahren DSK-Leben vor
allem mit den zahlreichen Anforderungen des Umweltmonitoring beschäftigt, was
genau können Sie mit den Ergebnissen ihres Projekts hier anfangen, „die Firma
will schließlich was davon haben“. P. Vosen: Ein Erfolg von MINEO war,
dass wir nachweisen konnten, dass diese Methode überhaupt operativ zur
Klassifizierung von Vegetation und Erkennung deren Veränderung einsetzbar ist -
mit vertretbarem Kosten- und Zeitaufwand. D.h. es gibt jetzt einen
funktionierenden Workflow vom Bildflug bis zur Ableitung umweltrelevanter Dabei ist MINEO nur EIN
wichtiges Glied in einer Reihe von DSK-Forschungsprojekten im Bereich GIS und
Fernerkundung seit Anfang der 90er Jahre, die in Summe dazu geführt haben, dass
wir heute im Tagesgeschäft die hohen Anforderungen im Rahmen der
Genehmigungsverfahren und Umweltplanung erfüllen und weiteren Anforderungen der
Genehmigungsbehörden gelassen entgegen sehen. Gerade die Fernerkundung -
sei es vom Flugzeug oder vom Satelliten - liefert einen großen Beitrag zur flächendeckenden
Dokumentation und Bewertung der von der DSK beeinflussten Gebiete. Ergebnisse
sind u. a. digitale Geländemodelle, 3-D-Gewässernetze oder - wie hier bei
MINEO - Daten über die Vegetation und deren Veränderung. Also hier ist die
Forschung ganz klar Grundlage für unser Tagesgeschäft. Ch.
Gerboth: Preisträger
sind Sie aber auch deshalb geworden, weil MINEO eben bei weitem NICHT NUR
Bedeutung für den Steinkohlebergbau hat, worin liegt denn so etwas wie ein übergeordneter
Nutzen. Wem und wo können Sie mit Ihren Neuerungen dienlich sein? P. Vosen: Im Rahmen von MINEO sind
einige grundlegende bergbauunabhängige Tools entwickelt worden, z.B. eine
Spektralbibliothek und Auswertesoftware für die mit HyMap erfassten Daten.
Gerade in letzter Zeit gibt es Anfragen zur Nutzung dieser Werkzeuge in anderen
europäischen Forschungs-Projekten. Und obwohl das Projekt
jetzt schon seit fast 1,5 Jahren beendet ist, gibt es weiterhin regen Kontakt
und Austausch innerhalb der „MINEO-Familie“. Für nächstes Jahr ist ein
Treffen in Warschau geplant, um sowohl die weitere wissenschaftliche Entwicklung
der Methode (z.B. Nutzung neuer Sensoren), die Anwendung der Methode in weiteren
Anwendungsbereichen als auch die Vermarktung der MINEO-Tools voranzutreiben. Mögliche Anwendungsgebiete außerhalb des
aktiven Bergbaus sind überall dort zu sehen, wo großflächig, aber trotzdem
detailliert Umweltdaten benötigt werden – so z.B. für die
Waldzustandserhebung oder Gewässergütekartierung. Ch.
Gerboth: Der
Gewinn eines Preises bedeutet ja nicht das war's - so schätze ich Sie ein -
sondern wie geht das weiter? Welche Folgevorhaben gibt es noch? Wie geht es
jetzt nach Projektabschluss weiter, haben Sie etwas in Planung? P. Vosen: Stimmt! MINEO ist ja schon
seit Mitte 2003 zu Ende. Über die bereits erwähnten Aktivitäten der „MINEO-Familie“
auf europäischer Ebene hinaus haben wir DSK-intern die Ergebnisse von MINEO in
einem Folgevorhaben weiterentwickelt. Und z. Zt. sind wir dabei, alle Daten (vom
Boden, vom Flugzeug, vom Satelliten) und Methoden in einem
Umweltinformationssystem zu bündeln. Das wird uns noch bis 2006 beschäftigen. Ch.
Gerboth: Herr Vosen, vielen Dank für die interessanten Einblicke in die
Forschungsarbeit bei der Deutschen Steinkohle AG.
Bilder der Preisverleihung am 16.11.2004:
DSK-Vorstand J. Eikhoff Moderatorin Ch. Gerboth und Astronaut U. Merbold Preisverleihung
"The Hall of Fame" ;-) - DSK Herne, Haus 1
|